Qualitätsjournaille

Gestern textete der Focus:

Experten warnen – WhatsApp: Handwerkern drohen wegen neuer Verordnung massenhaft Bußgelder

Eine der zentralen Aussagen dieses Recherchewunders lautet dann auch:

Handwerker verwendeten WhatsApp als Kommunikationsmittel auf dem Bau sowie oft auch dafür, sich von Kunden Fotos von Stellen in der Wohnung schicken zu lassen, die repariert werden sollen.

„Da WhatsApp Zugriff auf dieses Bild erhält, handelt es sich hierbei um eine Datenübertragung an WhatsApp, für die der betroffene Kunde jedoch keine Einwilligung erteilt hat“, sagte ZDH-Datenschutzexperte Markus Pfeifer der „Welt“. Eine gesetzliche Grundlage für den Datentransfer bestehe nicht.

Liebe Qualitätsschreiberlinge, was genau habt ihr an dem Begriff „Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“ nicht verstanden?

Der verlinkte Artikel der Welt setzt noch einen drauf:

„Der Haken bei WhatsApp ist der Zugriff des Programms auf das Adressbuch im Smartphone der Nutzer. Die App des US-Internet-Konzerns Facebook nutzt die Kontaktdaten, um mit den eigenen Servern abzugleichen, wer bereits ebenfalls bei WhatsApp registriert ist – diesen Kontakten kann der Nutzer anschließend Nachrichten senden. Doch da sämtliche Kontakte geprüft werden, landen auch Daten von Personen bei der Facebook-Tochterfirma, die dieser Übermittlung niemals zugestimmt haben.“

Auch dieser Satz zeugt von der unglaublichem Fachkompetenz des Verfassers gegenüber technischen Sachverhalten:

Jetzt mal 30 Sekunden unter Einschaltung des Hirns über diesen Satz nachgedacht:

  • Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass, wenn ich auf einem Firmenhandy mit Zugang zum LDAP-Verzeichnis WhatsApp öffne, alle 8000 Kontakte übertragen werden? Really?
  • Dauert bei euch das Öffnen von WhatsApp deshalb immer 40 Minuten?
  • Und bekommt ihr danach immer Besuch von der internen Security wegen des Scannens des kompletten LDAP?
  • Ist nach dem Öffnen von WhatsApp bei euch immer das Monatsdatenkontingent aufgebraucht?
  • Habt ihr mal einen Programmierer gefragt, wie man sowas lösen könnte?
  • Seid ihr lernfähig? Falls ja, eine kurze Information, wie man so etwas realisiert:
  1. Erzeuge aus den bisher kontaktierten Telefonnummern eine Prüfsumme.
  2. Sende diese Prüfsumme an den Server.
  3. Kennt der Server die Prüfsumme, hat der Inhaber der entsprechenden Telefonnummer einen Account bei WhatsApp und somit der Datenverarbeitung bereits zugestimmt.
  4. Kennt der Server die Prüfsumme nicht, kann er auch keine personenbezogenen Daten daraus ableiten, da die Prüfsummenfunktion eine Einbahnstraße ist.
  5. Somit ist die Prüfsumme kein personenbezogenes Datum.

Das kann euch jedes Erstsemester Informatik erklären.

Aber mit Fakten sind heutzutage ja keine Klickzahlen mehr zu generieren. Mit postfaktischen Behauptungen aber sehr wohl.

Das nennt sich dann Qualitätsjournaille.